Disclaimer: Diese Übersicht dient für unsere persönliche Reiseplanung und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit.
Die Vorbereitung umfasst im Wesentlichen folgende Themenbereiche -
- Reiseroute;
- Reisedokumente;
- Motorrad-Readiness und -Ausstattung;
- Persönliches Gepäck;
- Dieser Blog ;);
- Sonstiges.
Reiseroute
Ich pflege eine Risikominimierungsstrategie beim
Reisen, habe also stets Navi UND physische Karten dabei. Kartenanfassen
beruhigt mich einfach, nicht nur, wenn das Navi total ausfiele (was es noch nie
gemacht hat!), sondern auch, wenn es mich ins Feld rechts schicken will,
wo ich einfach beim besten Willen keine Straße zwischen den Maisstauden
erkennen kann (so geschehen zB in Serbien). Und Planung geht für mich
ohne Karten gar nicht, allein wegen des Überblicks mit Hilfe einer am
Boden liegenden voll ausgefalteten Karte ;)

Der erste Weg
führte mich wie immer zu Freytag & Berndt am Kohlmarkt in Wien, DEM
Fachgeschäft, wenn's um Karten und Reiseführer - Papier oder
elektronisch - geht (ich geh nur dann nicht hin, wenn ich die Karten schon
habe ;)). Dort verschaffte ich mir einen groben Überblick über
die voraussichtlich zu durchquerenden Länder, kaufte Karten und
Reiseführer. Bei den Karten ist für mich der Maßstab entscheidend
(1:200.000 besser als zB 1:600.000) und das Alter (jünger besser als älter).
Wobei der Maßstab der Karten für mich deswegen besondere Bedeutung hat,
da ich Hauptstraßen und Autobahnen nur zum schnellen Raumgewinn
benütze, sonst Nebenstraßen bevorzuge, die halt auf "groben" Karten oft nicht drauf sind.
Die Grobplanung erfolgte vor etwa 2 Monaten mit all den Karten an
einem Nachmittag auf meiner Terrasse. Bedeutete, mit dem "Finger auf der
Landkarte" eine grobe Route und Tageseinteilung festzulegen,
klarerweise inkl. grober Schätzung der Entfernungen UND inkl. erster
Abstimmung der Wünsche und Bedürfnisse UND inkl. einer Liste zu
klärender Fragen wie zB Öffnungszeiten von Grenzübergängen oder Varianten
von Fährverbindungen (siehe weiter unten den Abschnitt "Hindernisse und
Zeitaufwändiges").
Etwa vor einem Monat begann dann der elektronische Teil der Planung, also die Navi-Route. Da ich mit der Garmin Software "Mapsource" bisher keine überzeugenden Erfahrungen gemacht habe, habe ich mich diesmal für Garmin "BaseCamp" entschieden - bereue ich nicht, das Programm hat sich als sehr gut geeignet herausgestellt auch für diese komplexe Planung, die u.a. mehr als einen Kartensatz verwendet. Ich habe pro Reisetag eine Route angelegt, die ich auch so benannt habe "Tag01 - A nach B", "Tag02 - B nach C" etc., damit bei der Anzeige im Gerät das Gesuchte auch leicht zu finden ist. Und alles natürlich mit der Papierkarte daneben am Schreibtisch!
Reisedokumente
Welche Dokumente brauche ich für welches Land? Für mich als Person, für das Fahrzeug?
Eine recht verlässliche Quelle stellt hier die
OeAMTC-Länderdatenbank dar, die in schön kategorisierter Form all diese Fragen beantwortet, bzw. vergleichend und ergänzend die
Reiseinformationen des österr. Außenministeriums, die ggf. auch Reisewarnungen enthalten oder Adressen der diplomatischen Vertretungen.
Für diese Reise benötigen wir -
- Einen Reisepass, der noch eine entsprechende Zeit über die Einreise hinaus gültig ist;
- Ein vorab zu beantragendes Visum für Russland (Visa für manche andere Länder wie zB Türkei werden direkt an der Grenze ausgestellt) inkl. einer geforderten Reisekrankenversicherung: russisches Konsulat, Wartezeit eine Woche;
- Einen internationalen Zulassungsschein für Georgien (wusste bisher nicht, dass es den gibt): OeAMTC, aber nur bestimmte Stützpunkte;
- Einen internationalen Führerschein für einige Länder ;) - Vorsicht, den gibt's in 3 Versionen entsprechend den bisher 3 internationalen "Abkommen über Straßenverkehr": 1926, 1949 und 1968. Es gibt beim OeAMTC auch eine Liste, in welchen Staaten welcher gilt - glücklicherweise reicht uns der 1968er! Erhältlich beim OeAMTC.
- Die große grüne Versicherungskarte, um eine möglichst große geografische Abdeckung des Versicherungsschutzes zu erreichen (ich habe gelernt, dass unsere KFZ-Haftpflicht-Versicherung grundsätzlich nur innerhalb Europas gilt, und da nicht überall, zB nicht im Kosovo). Manche Länder verlangen ohnehin eine zusätzliche Versicherung, die man meist an der Grenze abschließen kann (zB Kosovo). Erhältlich über den Haftpflicht-Versicherer.
Motorrad-Readiness und -Ausstattung
Diese Reise ist eine Herausforderung nicht nur für Fahrer, sondern auch für Motorrad. Bestmöglicher Zustand zu Reisebeginn ist daher eine gute Versicherung gegen vermeidbare Überraschungen. Deshalb ließ ich erledigen -
- Service inkl. neuer Bremsbeläge;
- Neue Reifen (siehe weiter unten den Abschnitt "Hindernisse und
Zeitaufwändiges");
- Überprüfungsplakette (in manchen Ländern muss diese einen gewissen Zeitraum über die Einreise hinaus gültig sein, und hier zählt die österr. Schonfrist nicht!).
Einige Länder verlangen
- Warnweste;
- Reifenflickset (zB Reifendichtspray vom Louis);
- Pannendreieck (da gibt's leider keine kleine Motorradgröße);
- Lampenset (ggf. individuell die einzelnen Lampen kaufen);
- Kennzeichen mit der EU-Landeskennung, also dem
weißen "A" auf blauem Grund (kann man bei jeder Zulassungsstelle
beantragen).
Persönliches Gepäck
Ist Geschmackssache, wieviel und wovon man mitnimmt, nur im Topcase oder mit Rucksack oder mit Tankrucksack, ob Schlafsack oder Zelt oder keines von beiden. Daher nicht näher behandelt.
Dieser Blog
Die grundsätzliche Idee kam von Klaus, Vorreiterin der Umsetzung war meine Tochter Stephanie, die vor 1/2 Jahr ihre Weltreise ebenso dokumentierte.
Die Funktionalität des Blogs ist sehr weitläufig konfigurierbar, der Link ist
www.blogger.com. Mit einem Google-Account zur Identifikation kann jeder seine eigenen Blogs gestalten, aus einer Vielzahl vorgegebener Layouts auswählen und diese Layouts dann noch weiter verändern. Als besonders nützlich habe ich ein Feature aktiviert, das mir ermöglicht, über Email zu posten inkl. Foto (also zB praktischerweise vom Smartphone aus, soferne eine Datenverbindung möglich ist), sowie eine Einstellung, durch die ich Kommentare als Email erhalte.
Sonstiges
- eCard in der EU-Version (erkenntlich daran, dass auf der Rückseite die persönlichen Daten stehen bzw. als Überschrift auf der Rückseite "Europäische Krankenversicherungskarte"): ggf. beim Sozialversicherungsträger anfordern;
- Urlaubskrankenscheine für jene Länder, in denen die eCard nicht gilt: ggf. beim Krankenversicherungsträger anfordern;
- Reisekrankenversicherung für jene Länder, in denen weder eCard gilt, noch für die es aufgrund von Abkommen Urlaubskrankenscheine gibt;
- Schutzbrief als eine Sammlung im Krisen-, Erkrankungs- oder Pannenfall nützlicher Hilfsangebote: gibt's bei allen Verkehrsclubs zu kaufen;
- Diverse Ladegeräte für Helmkommunikation, Telefon, Helmkamera etc.
- Zwischenstecker wegen der länderweisen tw. unterschiedlichen Steckdosenformate: bei Bauhäusern, Verkehrsclubs, Elektrikern etc;
- Helmkamera: GoPro Hero mit 32GB Class 10 Speicherkarte (Vorsicht: Grenzer oder Polizisten oder Soldaten mögen gar nicht gerne gefilmt werden, ebenso kann es in der Nähe militärischer Einrichtungen oder selbst Brücken zu Schwierigkeiten kommen. Also zumindest unaufällig montieren, ggf. abnehmen).
- Kopierte Dokumente: alle Dokumente auch in kopierter Form mitführen (you never know, ob dir nicht ein Polizist in einem fernen Land deinen Führerschein abnimmt, um ein bisschen etwas dazuzuverdienen);
- Roaming-Tarife: abhängig vom Netzbetreiber kann es Pakete geben sowohl für Telefonroaming als auch Datenroaming. Ist eine sehr komplexe Materie, zu beachten sind beispielsweise Gültigkeits- und Kündigungsfristen, ob das Paket nur mit einem "bevorzugten Roamingpartner" im jeweiligen Land funktioniert, oder gar nur in der EU und ein paar Zusatzländern wie Schweiz oder Liechtenstein. Leider bietet mein Provider "3" nur ein EU-Paket an, während zB "A1" Roaming-Pakete anbietet, die für 50-60 Länder gültig sind.
- Kleine Sprachführer: je nach eigenen Sprachkenntnissen kann es nützlich sein, für die Suche nach einem Zimmer oder der Frage nach der Richtung kleine Sprachführer mit den wichtigsten Phrasen bei der Hand zu haben. Ebenso wie eine Tabelle, in der ein nicht-lateinisches Alfabet (wie das Cyrillische oder das Georgische) übersetzt wird (sehr nützlich zur Entzifferung von Straßenschildern). Ein bisschen Übung vor der Reise hilft dann im Ernstfall enorm, Zeit zu sparen. Englisch oder Französisch oder Spanisch sind zwar in weiten Teilen unserer Welt Lingua franca, aber sicher nicht im slawischen oder ex-sowjetischen Osten. Hier bin ich mit Basis-Russischkenntnissen am besten bedient.
Hindernisse und Zeitaufwändiges
Reifen
Nachdem ich von einem nicht unerheblichen Anteil unbefestigter Straßen auf dieser Reise ausgegangen bin, wollte ich Reifen mit Straßen- und Enduro-Fähigkeit. Leider werden für die TDM-Dimensionen keine (nicht mal annähernd) Enduro-Reifen erzeugt... Ich war beim Wiener Reifenprofi, der
Fa. Jelinek in 1160, Nähe Brunnenmarkt, der mich voll und ganz überzeugte, und als Alternative für hinten den Michelin Pilot Road (wegen des hauptsächlich querliegenden Profils) und vorne den Pilot Road 3 empfahl (den Pilot Road für vorne gab's nicht mehr).
Grenzübergänge
Welche sind international, welche haben wann geöffnet ? Hier ist die erwähnte Länderdatenbank nur bedingt hilfreich, da sie auch "internationale" Grenzübergänge enthält, die entweder komplett geschlossen (Türkei / Armenien) oder nur für lokalen Verkehr geöffnet sind (Russland / Georgien oder Russland / Aserbeijan). Hier sind einerseits Reiseblogs nützlich, die von Erfahrungen damit
berichten, oder einem zumindest vermitteln, dass die Sache nicht so klar
ist, wie sie scheint.
Vorsicht - die Gültigkeit der genannten Berichte ist auf den damaligen Zeitpunkt der Reise eingeschränkt und auch noch auf persönliche "Überredungskünste", mit der der eine oder die andere es trotzdem geschafft haben.
Vorausschicken möchte ich, dass
- Russland und Georgien KEINE diplomatischen Beziehungen unterhalten (russ./georg. Krieg vor ein paar Jahren);
- Sehr viele Konfliktregionen, bekannt aus Rundfunk und Fernsehen, im Kaukasus liegen - Nord- und Südossetien, Abchasien, Tschetschenien, Dagestan, Nagorni Berg-Karabach.
Durch Blogs wurde ich auf Folgendes aufmerksam -
- Keine Möglichkeit, von Russland nach Georgien an der Küste einzureisen, da es seit ein paar Jahren dort eine abtrünnige georgische Provinz gibt - Abchasien. Dort stehen verfeindete Panzer und dazwischen die UNO, rein kommt man vielleicht von der russischen Seite, aber von dort weiter nach Georgien riskiert man bis zu 4 Jahren Kerker in Georgien.
- Keine Möglichkeit, über die alte georgische Heerstraße (Darialschlucht, Kazbek) die Grenze von Russland nach Georgien zu überqueren. Dieser Grenzübergang wurde zwar mit internationalen Geldern groß ausgebaut, ist aber nur als lokaler in Verwendung, also nur für Russen und Georgier. Hier war sehr freundlich und hilfreich das georgische Konsulat in Wien, mehrmals telefonisch konsultiert.
- Keine Möglichkeit, noch weiter im Osten von Russland nach Aserbeijan einzureisen. Auch dieser Grenzübergang ist nur ein lokaler... Hier habe ich einige Male vergeblich versucht, jemanden im aserbeijanischen Konsulat zu erreichen - es wurde einfach nicht abgehoben.
Quintessenz - derzeit - 06/2012 - keine Möglichkeit, als Österreicher den Kaukasus am Landweg zu durchqueren.
Visum
Auf der Homepage des russischen Konsulats in Wien ist angeführt, dass man für ein Visum jedenfalls eine Einladung oder Vergleichbares braucht. Wir hatten als durchreisende Biker allerdings nicht die Absicht, ein Hotel zu buchen, um der Form Genüge zu tun. Also habe ich mich an einem bitterkalten Wintermorgen beim Konsulat angestellt (ja, im Freien, es werden immer nur kleine Grüppchen von Leuten ins Haus eingelassen), um mich nach den Möglichkeiten auf der Basis unserer Reiseplanung zu erkundigen. Eine sehr freundliche und gut Deutsch sprechende Bedienstete (im Gegensatz zu jener Person, die bei der Öffnung um 09:00 einen russischen Redeschwall auf die Wartenden loslässt, den dir vielleicht gut gesinnte andere Wartende übersetzen) meinte, dass ich einfach im Antragsformular auf die Umstände hinweisen sollte, dann wäre ein Visum auch ohne Einladung kein Problem.
Gesagt, getan! Formular aus dem Internet runtergeladen und das PDF online ausgefüllt, Foto draufgeklebt - nur eine Seite, erforderliche Reisekrankenversicherung abgeschlossen und Bestätigung mitgenommen, wieder angestellt, Antrag abgegeben, 35 EUR pro Antrag bezahlt, eine Woche später völlig problemlos wieder abgeholt :)
Vorsicht - es gibt Organisationen, Reisebüros, die einem weismachen wollen, wie entsetzlich kompliziert das alles ist, und ihre Dienste für zB 100 EUR pro Person (zuzüglich der Visa-Gebühr) anbieten. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, die Konsularbediensteten sprechen gut Deutsch und sind hilfsbereit, ist leicht selbst zu erledigen.
Fährverbindungen
Also Abchasien umschiffen, aber wie? Folgende Varianten standen zur Auswahl -
- Mit der Fähre von Kerch (Ukraine, Grenze zu Russland) nach Batumi (Georgien): 30 h Fahrt, 2 Nächte;
- Mit der Fähre von Sochi (Russland, ja, der Austragungsort der Olympischen Winterspiele) nach Batumi: Es gibt eine solche Verbindung, allerdings nur ein Tragflügelboot, das keine Motorräder mitnimmt (ich weiß, es gibt einen Blog, wo Reisende erzählen, dass sie mit viel Überredungskünsten ihre Motorräder auf auch dem Tragflügler einschiffen konnten). Auf der englischen Version der Homepage des Hafens von Sochi ist eine normale Fähre angeführt, was mich zu Beginn in die Irre leitete. Allerdings dürfte diese Seite schon länger nicht gewartet worden sein, weil nämlich in der russischen Version diese Fähre nicht mehr enthalten ist, bestätigt durch die nur russisch sprechende Dame Ljuba am Telefon (hier half ein Freund, der in Russland aufgewachsen ist).
- Mit der Fähre von Sochi nach Trabzon (Türkei) in 12 h und von dort entlang der Küste über den Grenzübergang Sarp nach Georgien. Das ist die Variante, die wir gewählt haben. Ungefährer Kostenpunkt bei "täglich wechselnden Preisen" 120 USD Deckkarte und 250 USD Motorrad, zahlbar in Rubel ohne Kreditkarte. Da wir keine Kabine wollten, war auch keine Reservierung erforderlich. Die freundliche Ljuba am Telefon würde auf uns warten ;)
Elektronisches Kartenmaterial
- City Navigator Europa NT 2013.1;
- SCG Route 2.40 NT für Serbien und Montenegro und Kosovo;
- AdriaROUTE 3.30 NT für Kroatien, BiH;
- Und für Georgien und Russland selbst zusammengestelltes elektronisches Kartenmaterial - hier kann ich die OpenStreetMap-Initiative sehr empfehlen. Ich wählte exakt jene "Kacheln" aus, die mir noch fehlten (also betreffend Russland und Georgien), der Server arbeitete eine Zeitlang im Hintergrund, und dann erhielt ich einen Link für den Download der Karten. Beigefügte Anweisungen befolgt und der Kartensatz stand im BaseCamp nach Neustart von BaseCamp zur sofortigen Verwendung bereit!