Von Ardahane nach Erzurum
Auf meine Frage kurz vor der Abfahrt, wer meinen Krankenhausaufenthalt schlussendlich bezahlt, erfuhr ich, mein Urlaubskrankenschein wird nicht benötigt, weil der türk. Staat die Kosten übernimmt... Generös, aber nicht für alle Ausländer, die in der Türkei Spitalshilfe in Anspruch nehmen müssen, "verfügbar". Warum? Leider scheint es teilweise mafiöse Strukturen in Türkeis Touristenzentren zu geben. Ein ausländische(r) PatientIn geht in eine Ambulanz, wird von dort in ein Spital geschickt (natürlich in kein staatliches, sondern ein privates...), der Taxifahrer "darf" selbst auf Wunsch des Kunden nicht ins öffentliche fahren. Im privaten wird dann solange die Diagnose "nicht transportfähig" ausgestellt, bis die Finanzmittel des PatientenIn erschöpft sind. Und jeder schneidet mit. Auch hier hatte ich wieder Glück in Ostanatolien!![]() |
Abschied im Spital |
Die Abfahrt war auf die Minute pünktlich, Fahrtdauer 3h13min für die knapp 300km Rumpelpiste nach Erzurum (oder war nur die Federung des Rettungswagens defekt?).
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Was ist das? Ambulanzwagen vom Roten Halbmond (entspricht Rotem Kreuz) von innen |
Von Erzurum nach VIE
Mit dem Ambulanz- (nicht Rettungs-!)flug-Unternehmen reddoctors http://www.reddoctors.org/.
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Innenleben |
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Schwarzmeerküste |
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Refuel in Constanta |
Herz, Hirn und Mehrheitseigner ist Viktor Stöllnberger aus Innsbruck, 56. Er begrüßt mich mit breitem Tiroler Akzent und Lachen nach dem Öffnen der Rettungswagentür auf dem Flugfeld, gemeinsam mit seinen Kollegen; eine Tür geht auf und ich fühle mich schon fast zu Hause, jedenfalls einen Riesenschritt vorwärts :)
Ostanatolien ist eine so wunderschöne, sanfte, saftig-grüne, endlose Hoch-Landschaft. extensive Viehzucht (wenig Vieh auf viel Platz), Störche, buntest-gekleidete zugängliche Menschen, nette Orte und einfache Dörfer aus 10-50 Bretterhäusern mitten im Grünen, sehr angenehme Temperaturen. Dann wieder rauere Landschaft mit Nadelwäldern, Lavendel, Laubbäume, Felsen, Landschaftsdurchbrüche, ein gutes Stück Richtung Erzurum im Vordergrund Pappelhaine, im Hintergrund rötliche karg begrünte bis kahle Felszüge, ich lieg mit verdrehtem Kopf am Stretcher und versuche nichts zu versäumen,
Lokman, ein netter cooler Typ mit cooler Sonnenbrille und cooler gegelter Frisur, ist 30a alt, seit 6 Jahren verheiratet. Arbeitet im Buhara-Spital in Erzurum, Rettungsarzt und Emergency, träumt von einer Spezialisierung als Chirurg. Verdient im Monat den Gegenwert von USD 4.000 in TLA, er ist zufrieden mit Job und Geld.
Aaaaah, dieses Schlagloch ging nicht schmerzfrei an mir vorüber...
Viktor hat mich mit seiner handfesten, ehrlichen, offenen und warmherzigen Art für sich eingenommen, hat mich in eine Wolke des Wohlfühlens gehüllt während des gesamten Fluges, medizinisch wie emotional-menschlich, ein unglaublicher Mann mit unglaublicher Ausstrahlung...
Er ist Intensivmediziner an 1. Stelle, an 2. Stelle Pilot als Hilfsmittel mit rund 3.000 Flugstunden. Er hat 3 in der Weltgeschichte verstreute Töchter, 4a in Zimbabwe gearbeitet in der Buschmedizin, seine Frau ist Physiotherapeutin, 28a verheiratet. Viktor möchte wieder halbtags (abwechselnd 3-4 Wochen hier bzw. dort) in Zimbabwe arbeiten, weniger Kommerz, mehr Freude und für Andere. Sein 2. Flugzeug, eine C182, steht in Südafrika. Er betreut mit ihr Buschspitäler logistisch in der richtigen Verwendung deren Ressourcen.
Diesem Mann und diesem Unternehmen ist Motivation das Allerwichtigste, das ist ganz stark zu spüren und auch artikuliert, aus dem heraus sinnvollste und qualitativ höchststehende Arbeit, in seinem Fall für die Menschen und für die eigene Freude dran.
Er ist auch GF der Mobile Intensivmedizin GmbH http://www.mim.at/, mit der er mehrere selbst umgebaute Intensiv-Ambulanzwägen betreibt (von solchen, die 180km/h schaffen, bis zu solchen mit einer Einstiegshöhe von nur 30cm, Federung, Innenleben alles aus eigener Feder), was ihm am Markt eine Alleinstellung gibt! Er hat tatsächlich eine Intensivstation on-board... Hier ist sein Geschäft der Bedarfstransport von einer Intensiv-Station zur Anderen.
Helikopter sind für ihn keine unterwegs Trotz oder wegen des Tiroler Mottos "Die G'sundn fliag ma, die Kronkn foa ma". Damit ist wohl gemeint, Kreuzbandriss beim Schifahren - ab in den Hubschrauber, der Rest ins Auto.
Er ist für Klarheit, und der Umstand, dass sich so oft alles nur ums Geld dreht, macht ihm zu schaffen. Seine MA sind vielfach mehr oder weniger ehrenamtlich, zb Bernd, ein pensionierter Lufthansa-Jumbojet-Kapitän.
VIE nach UKH Meidling
Mit dem Grünen Kreuz, sehr holprig war's

Im Wagen des Grünen Kreuzes
Sein Firmenmotto "Hirn und Hand immer zusammen" - jeder seiner MA's muss denken und handeln, um das Zusammenspiel nicht aus den Augen zu verlieren oder eine der beiden Seiten zu verlernen.

Angekommen